Es ist vorbei &mdash und ein Weekendtrip

Ein ganz tiefes und wehmütiges Seufzen mit einem erleichterten Unterton war heute gegen 17:30 von mir zu vernehmen: Die letzte Klausur war mit einem guten Gefühl beendet und damit meine offizielle Zeit an der University of Otago.

Und wieder einmal ist ein Semester vorbei – von den Klausuren in Remagen einmal abgesehen. Am Freitag war die erste Klausur, heute dann die zweite und letzte. Beide waren recht anspruchsvoll. Volle Punktzahl habe ich zwar bei weitem nicht, doch habe ich sicherlich bestanden.

Nachdem ich in der letzten Woche täglich recht viel gelernt hatte, habe ich mir das Wochenende frei genommen und bin mit zwei Freundinnen (mal wieder) ins Fiordland gefahren. Da am gestrigen Montag nationaler Feiertag war – Labour Day – nutzten wir das verlängerte Wochenende, um einen Teil des Routeburn Track zu laufen. Das Wetter war zwar nicht 100%ig perfekt, doch das kann man im Fiordland auch nicht erwarten.

Nach meiner Klausur am Freitag Nachmittag sind wir dann direkt losgefahren und waren gegen 23Uhr am Hostel in Te Anau angekommen, in dem wir schon bei unserem letzten Fiordland-Trip übernachtet hatten. Nach einem deftigen Porridge-Frühstück am Samstag Vormittag ging es dann zunächst zum DOC Visitors Centre, um die noch fehlenden Hut Tickets zu kaufen und das Intention Formular auszufüllen. Wir bekamen einen kleinen Schock, denn im DOC hörten wir fast ausschließlich Deutsch. Hallo? Es ist noch nicht einmal Hauptsaison und schon sind nur noch Deutsche anzutreffen! Ich möchte mir (noch) nicht vorstellen, wie es erst in ein paar Wochen aussieht.

Da wir mitbekommen hatten, dass fast alle Deutsche auch den Routeburn Track laufen wollten, entschieden wir uns zunächst einmal das tolle Wetter (blauer Himmel, Sonne und wenig Wind) auszunutzen und weiter in den Milford Sound hineinzufahren. Die Straße dort hin ist echt atemberaubend und wohl die einzige Straße in ganz Neuseeland, die Serpentinen aufweist. Der 1.400m lange Homer Tunnel würde keinen einzigen der ADAC-Tunnel-Tests bestehen: roher Granit als Wände (keine Leitplanken, nur ein bisschen alte, weiße Farbe), keine Fahrbahnmarkierung, alle 50m eine kleine Funzel an der Decke, 400m von beiden Enden etwas breiter, damit zwei sich entgegenkommende Busse aneinander vorbeikommen. Die Tunneleinfahrt selbst ist ein schwarzes Loch in der schneebedeckten Bergwand und man sieht zunächst einfach gar nichts bis sich die Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben.

Im Sound selbst machten wir einen kleinen Spaziergang und fuhren nach circa einer Stunde wieder zurück bis zum Parkplatz und Ausgangspunkt des Routeburn Track: The Divide Shelter auf etwa 500m. Dann hieß es: Rucksäcke schultern und los – natürlich nach dem obligatorischen “Vorher”-Bild.

Der Weg hoch zur ersten Hütte, dem Lake Howden Hut auf 760m, war teils recht steil aber gut zu laufen. Wir machten einen kleinen Abstecher hoch zum Key Summit (918m), von wo aus man eine wunderschöne Aussicht ins Hollyford Valley hatte. Doch sputeten wir uns nach einer Rast dort oben, wieder herunter zu laufen, denn die ersten Wolken zogen auf und es wurde recht ungemütlich. Gegen 18Uhr waren wir dann nach etwa zweieinhalb Stunden wandern – inklusive Pausen – an der Hütte angekommen. Die Hütten der Great Walks, die Serviced Huts, sind recht luxuriös und wirklich gemütlich. Mit einem älteren Kiwi-Pärchen, einem Schwede-Kiwi-Pärchen und einem Franzosen unterhielt man sich über das Wandern im Fiordland. Gelegentlich hieße es dann “lost in translation”, wenn der Franzose mit Händen und Füßen versuchte irgendwelche Tiere nachzuahmen, deren englischen Namen er nicht kannte. Es war sehr lustig.

In der Nacht fing es dann an zu regnen und der Morgen war alles andere als zum Wandern einladend. Auch wenn die sehr tief hängenden Wolken – eigentlich waren wir schon in den Wolken – etwas sehr interessantes hatten. Nach einem ausgiebigen Frühstück und einer längeren Diskussion, wegen des Weges, machten wir uns dann nur mit einem kleinen Tagesrucksack mit Essen und Kocher auf zum Mackenzie Hut. Auf diesem dreistündigen Weg gab es insgesamt acht Lavinengebiete. Doch schlussendlich trieb uns die Neugierde, Schnee zu sehen.

Der Weg selbst war bei weitem keine “Autobahn” und beinhaltete einige kleine Klettereien. Die Earland Falls, ein 174m hoher Wasserfall an dessen Fuß man direkt vorbeigeht – und nass wird – waren wirklich beeindruckend. Doch hielten wir uns dort nicht lange auf, da genau an dieser Stelle die höchste Lavinengefahr bestand und man nicht sehen konnte, ob wirklich etwas kommt oder nicht. Ein Stückchen weiter kreuzte vor einiger Zeit eine Lavine den Weg und wir mussten etwas durch Schnee stapfen.

Mackenzie Hut auf 980m (Oder doch 1060m? Man weiß es nicht, wenn zwei Schilder mit unterschiedlichen Zahlen direkt nebeneinander stehen) liegt wirklich schön. Ein wunderschöner Bergsee mit steil aufragenden Bergwänden an dessen Hängen stellenweise noch deutlich Schnee liegt. Nach einer kleinen Fotosession, heißem Kaffee und Brot mit Salami und Käse sowie Cookies ging es dann wieder zurück. Schließlich wollten wir nicht im Dunkeln an der Hütte ankommen.

Der Abend in der Hütte war schön und gesellig. Ein amerikanisches Pärchen, eine Deutsche, ein Holländer und zwei Belgier leisteten uns dreien am Ofen Gesellschaft und man unterhielt sich in erster Linie über die Eigenheiten der Neuseeländer. Am Montag Morgen regnete es dann immer noch, doch es half nichts, denn wir mussten zurück zum Auto. Also Rucksäcke packen, Gamaschen und Regenklamotten anziehen und los. Wir teilten uns auf und ich ging mit einer meiner Begleiterinnen einen anderen, etwas interessanteren und schwierigeren Weg runter ins Tal. Die andere nahm den schnellen und einfachen Weg direkt zum Auto. Sie hatte keine Lust auf Matsch, Klettern und Rutschen.

Der Pass Creek Track ist alles andere als “easy walking“. Es geht fast die gesamte Zeit durch ein kleines Bachbett stetig bergab. Knöcheltiefer Matsch, hüfthohe Absätze und querliegende Bäume machen das ganze interessant und zu einer kleinen Herausforderung – erst recht mit einem großen 20kg Rucksack auf dem Rücken. Doch nun weiß ich: Meine Schuhe zusammen mit den Gamaschen sind bis deutlich über die Knöchel wasserdicht. Das gibt ein gutes Gefühl im Hinblick auf Stewart Island.

Nach etwas mehr als einer Stunde waren wir dann an der Hollyford Road angekommen, wo unsere dritte im Bunde bereits mit dem Auto auf uns wartete. Wir luden die Rucksäcke ins Auto, zogen die dreckigen Schuhe aus und fuhren zurück nach Te Anau. Nach einem kleinen Mittagssnack mit dem restlichen Brot, Salami und Käse ging es dann zurück nach Dunedin.

Ein wunderschönes Wochenende ist mal wieder vorüber. Nun heißt es für mich: Zimmer leer räumen, Rucksack und Koffer packen, denn am Freitag gebe ich meinen Schlüssel ab, stelle meinen Koffer bei meiner Freundin ab und starte meine Rundreise um die Südinsel und Stewart Island.

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