Es ging nichts mehr

Streik der Tube-Arbeiter für 24 Stunden und London ist gelähmt.

Es war angekündigt. Alle konnten sich darauf vorbereiten. Und trotzdem ging nichts mehr. Der Streik zweier Gewerkschaften der Tube-Betreiber sorgte am Montag Abend und am gesamten Dienstag für das totale Chaos in ganz London. Wer konnte, blieb zu Hause. Wer wirklich arbeiten musste, versuchte es mit dem Fahrrad oder gleich zu Fuß. Die Busse waren zwar auf den Straßen, doch standen sie dort - genau wie die Taxen und alle anderen Autos.

Ich hatte es erst am Montag im Büro von meinen Arbeitskollegen erfahren. Da wir alle nicht schon um 15Uhr Feierabend machen wollten, um noch einigermaßen gescheit nach Hause zu kommen, haben wir gegen 18Uhr “Unterschlupf” im Stamm-Pub gesucht und auch gefunden. Kurz nach acht Uhr machte ich mich dann auf den Heimweg. Die Busse und Straßen waren deutlich voller als gewöhnlich, doch gab es noch keine Probleme.

Der Dienstag Morgen war das reinste Chaos. Ich hatte das Haus um kurz vor 8Uhr verlassen und bin zur Bushaltestelle gelaufen. Um ziemlich genau 8Uhr habe ich mich dann in die 38 gesetzt, die nicht voller als sonst um diese Zeit ist. Nach 20 Minuten Fahrtzeit ging nichts mehr. An normalen Tagen benötigt der Bus für diese Strecke etwa 10 Minuten. Für 50 Meter hat der Bus etwa 2-3 Minuten gebraucht - wenn überhaupt. Also machte ich es allen anderen Menschen gleich, stieg aus und bin gelaufen. Bis zu meinem Arbeitsplatz waren es noch 2,5 Meilen bzw. etwas mehr als 4km. Dank mobilem Multimedia-Endgerät und einem tollen (laienverständlichen) Podcast des CCC über Cloud Computing war ich schneller als gedacht um halb 10 Uhr in meinem Büro.

Nach und nach trudelten auch die Kollegen ein - die meisten sind mit der Bahn (Overground) gefahren und dann vom Bahnhof gelaufen. Auf der Homepage des Londoner Nahverkehrs tfl.gov.uk konnte man sich dann ein Bild der Ausmaße des Streiks machen: bis auf eine, die Northern Line, waren alle Tube-Linien stillgelegt. Drei (3!) Millionen Menschen mussten überirdisch zur Arbeit und zurück kommen. Die Bürgersteige waren genau so voll, wie die Straßen - mit dem Unterschied, dass man auf den Bürgersteigen recht flott ging. Langsamere Leute wurden an die Seite gedrängt. Wer abrupt stehen blieb, wurde über den Haufen gerannt.

Grund dieses Chaos war der Streik zweier Gewerkschaften von Tube-Arbeitern. Die eine Gewerkschaft streikte für höhere Löhne, die andere gegen den Abbau von Arbeitsplätzen an den Ticket-Schaltern.

Um das ganze Tube- und Bahn-System in England und speziell in London verstehen zu können, muss man wissen, dass es nahezu komplett privatisiert ist. Das Schienennetz gehört einer Firma, die auch für die Instandhaltung des Netzes zuständig ist. Die Züge gehören einer anderen Firma, die auch die Lokführer beschäftigt. Die Tickets werden von einer weiteren Firma verkauft, die auch die Service-Schalter betreibt.

Auch wenn die Tube nicht fuhr, die Busse, Taxen und Autos auf den Straßen geparkt habe und die Londoner ihre “walking boots” geschnürt und mit dem Fahrrad gefahren sind, haben sie den Humor nicht vorloren. Wut und Frust war zwar überall spürbar, doch entlud er sich in angenehmer Art und Weise, wie dieser Song und das dazu passende Video zeigen: London Underground Song. Auch wenn dieser Song schon einige Jahre alt ist, so ist er doch immer wieder top aktuell.

Meinen Heimweg am Dienstag trat ich dann gegen 19Uhr an und musste feststellen: Die Busse, die fuhren, hielten nicht, um Passagiere einsteigen zu lassen. Da hätte keine Fliege mehr hineingepasst. Also lief ich wieder ein Stück. Zum Glück brauchte ich nicht sehr weit laufen, denn schon bald überholte ich einen 38er, in dem noch genügend Platz war. An der nächsten Haltestelle bin ich eingestiegen und habe dann nur eine gute Stunde heim gebraucht. Das ist in Ordnung.

Dieser Streik ist nun vorbei, doch die nächsten Streiktermine sind bereits angekündigt. Einen für Anfang Oktober und einen für Anfang November. Jeweils wieder unter doch Woche für mindestens 24 Stunden. Juchhe!

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