Ein bisschen Royal und die Launen der Tube

Nachdem ich am vergangenen Wochenende Besuch von meiner Freundin bekommen hatte, bot mir diese Woche einen Einblick in The Royal Society. Nebenbei bekam ich einmal mehr die Launen des Londoner Transportnetzwerks zu spüren - verknüpft mit dem ein oder anderen “Aha”, “Och nö” und “Bitte was?!”.

Wettertechnisch hätte London letztes Wochenende durchaus mehr bieten können, doch auch bei kalten Wind und dem ein oder anderen Regenschauer war Sightseeing angesagt. Meine Freundin war zum ersten Mal in London und so starteten wir am Freitag unseren Tag um kurz nach halb 10 mit dem Bus 48 von Hackney nach London Bridge. [1] Dort sind wir dann am Südufer der Themse Richtung Osten zur Tower Bridge gelaufen, über diese hinweg und einmal um den Tower of London gelaufen. Hineingegangen sind wir nicht; die horrenden Preise wollten wir uns sparen. Nun ging es weiter von Tower Gateway mit dem DLR nach Canary Wharf, wo wir mit einem Cafe ToGo ein wenig durch die Wolkenkratzerschluchten gegangen sind, um dann mit dem DLR von Heron Quays nach Greenwich zu fahren. Ein kleiner Spatziergang führte uns in den Greenwich Park zum Royal Observatory Greenwich. Gehört es nicht zu einem London-Besuch in Greenwich ein Mal mit dem einen Fuß auf der Westhalbkugel und mit dem anderen auf der Osthalbkugel zu stehen? Natürlich ist die Aussicht auf London von dort aus nicht außer Acht zu lassen! Auf dem Rückweg stärkten wir uns mit Fish’n’Chips with Vinegar und fuhren von Cutty Sark mit dem DLR zurück nach Canary Wharf, wo wir in die Tube umgestiegen sind und die Jubilee Line nach Waterloo nahmen. Zu Fuß ging es dann am London Eye und Big Ben vorbei nach Victoria Station und weiter am Buckingham Palace vorbei zur Green Park Station. Von dort nahmen wir die Piccadilly Line nach Leicester Square. Abermals zu Fuß ging es dann durch Covent Garden nach Holborn, wo wir uns am frühen Abend dann mit ein paar Arbeitskollegen von mir in unserem Stammpub auf ein paar Pint getroffen hatten.

Den Samstag verbrachten wir mit Pseudo-Shoppen [2] auf der Oxford Street und ließen den Abend bei einem guten Inder und mit einem anschließenden Spaziergang an der Themse ausgklingen. Es war ein wunderschönes Wochenende, das sicherlich eine Wiederholung bzw. Fortsetzung findet.

Nichts desto Trotz musste ich am Montag wieder im Büro erscheinen und konnte mich in den normalen Ablauf wieder gut eingliedern. Eine Skype-Konferenz mit meinem Professor daheim brachte mir neue Aufgaben und Vorgehensweisen, die ich bis Mittwoch Abend teilweise hatte umsetzen können.

Der Dienstag und Mittwoch war in London mal wieder ätzend, da die Tube von Dienstag Abend irgendwann bis Mittwoch Abend irgendwann mal wieder bestreikt wurde. Am Dienstag schaffte ich es noch vor der eigentlichen Rush Hour und des Streiks heim zu kommen. Am Mittwoch startete ich meinen Tag eine Stunde früher und kam verhältnismäßig gut an. Auf dem Heimweg allerdings erwischte es mich vollends und ich lief fast die gesamte Strecke heim. Die Straßen waren - selbst draußen in Hackney - ein einziger Parkplatz. Hinzu kam noch, dass der eine Bus auf einmal anhielt und der Fahrer alle rausgeschmissen hat mit den Worten: “This bus stops here. There is no driver.” (dt.: Dieser Bus endet hier, da kein Fahrer vorhanden ist.”) Ähm, bitte was?! Kein Fahrer? Und wer sind Sie, der bis hier hin den Bus gefahren hat? Immerhin wurden meiner Oystercard 4,60Pfund gutgeschrieben, da mir wohl am Wochenende fälschlicher Weise zu viel abgebucht wurde. Hat das System wohl selbst gemerkt und es mir wieder gut geschrieben. Jetzt muss ich es nur noch an der Green Park Station abholen, also einmal von dort mit der Tube fahren - was mich mindestens 2Pfund kostet. Lohnt sich das?

Am Donnerstag hieß es dann: Lab Day Out! Mit dem Großteil des BMM-Lab nahmen wir an einem öffentlichen Seminar der Royal Society teil. Betitelt war es mit “Computational Frontiers in Scientific Discovery” und beinhaltete Vorträge von Preisträgern des Royal Society and Académie des sciences Microsoft Award. Alle Talks waren äußerst interessant und beeindruckend. So stellte Nicholas Ayache die Entwicklungen seines Teams vor, die es geschafft haben aus zahlreichen Patienten-Daten der bildgebenden medizinischen Diagnostik ein detailiertes Model des schlagenden Herzens (inklusive der elektrischen Potentiale der Herzmuskelzellen) zu erstellen. Kommt nun ein neuer Patient füttern sie ihr Modell mit den individuellen Parametern dieses Patienten und können dann ganz genau sagen an welcher Stelle und mit welcher Frequenz der Herzschrittmacher implantiert werden muss, damit das Ergebniss optimal ist.

Die anderen Talks boten spannende Einblicke in die Simulation an der Uni Potzdam des Universums oder in einige Details der aktuellen und früheren Klimamodelle. Epidemie- und Pandemiesimulationen sowie die immensen Fortschritte der DNA-Sequenzierung (und der damit verbundenen Probleme der Datenspeicherung) waren ebenfalls Themen. Abschluss machte eine leider zu kurze Podiumsdiskussion.

Ich werde mir auf jeden Fall noch weitere der öffentlichen und kostenlosen Vorlesungen und Seminare der Royal Society anschauen. Näher dran an der aktuellen Forschung (außerhalb des eigenen Gebiets) kann man nirgends sein. ([3])

Den gestrigen Samstag verbrachte ich dann wieder im Büro, da ich am Freitag morgen bei einem ersten Blick auf die neuen Daten bemerkt hatte, dass sie sehr (!) gut aussahen. Somit nutzte ich die samstägliche Ruhe im Büro für die Auswertung und bin nun sehr zuversichtlich, dass ich am Ende meines Projekts viel versprechende Ergebnisse vorweisen kann.

[1] Wochentags von 4:30am bis 9:30am ist “peak time”, dass heißt man zahlt deutlich mehr für die Nutzung von Tube und DLR. Immerhin gibt es die Preisdeckelung, die sicherstellt, dass man auch bei Einzelfahrten mit der Oystercard nicht mehr als ein Tagesticket für die genutzten Zonen zahlt. Busfahrten kosten immer 1,20 Pfund, wenn man aber den Bus vor 9:30 nutzt, die Tube oder DLR erst nach 9:30 zahlt man trotzdem für ein “peak time”-Tagesticket. Daher sind wir erst um 9:32 in den Bus gestiegen.

[2] Pseudo-Shoppen ist, wenn man mit dem Ziel Schuhe oder Hosen zu kaufen loszieht, dann aber nur CDs und DVDs kauft und kein einziges Paar Schuhe oder eine Hose findet.

([3] und die gebotene Verpflegung in Form von Keksen und anderen Gebäck ist nicht außer Acht zu lassen - auch der Kaffee ist sehr schmackhaft. Hehe.)

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