Castle Street brennt

Nach den zwei wirklich langen Reiseberichten nun wieder etwas aus Dunedin selber. Diesmal geht es um “Undie 500”, der wohl größten, chaotischsten und verrücktesten Studentenparty/-fest der Welt. Im Grunde genommen herrscht dieses Wochenende Ausnahmezustand in Dunedin und es wurden kurzfristig totale Alkoholverbote für Teile der Stadt ausgesprochen.

In jedem Jahr gibt es bei diesem Event zahlreiche Festnahmen und gewaltsame Auseinandersetzungen mit der Polizei - an einem einzigen Wochenende.

Doch was genau ist “Undie 500” (gesprochen: Andii Faifhandret”)? Starten tut das Ganze in Christchurch, fünf Autostunden nördlich von Dunedin, wo die dortigen Studenten der Canterbury University sich Autos für maximal NZ$500 kaufen, sie schmücken, sich selbst verkleiden und in einem großen Autokorso einer Rallye gleich nach Dunedin fahren. In Dunedin angekommen versuchen die Ankömmlinge in Studentenflats für das Wochenende unter zu kommen - und haben damit auch wenig Probleme. Am Freitag Abend wird dann einfach nur auf der Straße gefeiert - und natürlich viele Sofas verbrannt. “Couch Burning” ist zwar verboten, doch findet man immer wieder verbrannte Sofagestelle am Wochenanfang auf den Straßen im Studentenviertel.

Am gestrigen Freitag war dann der Auftakt zum diesjährigen Undie 500 und in viele der Undie-Autos wurde wirklich viel Zeit und Kreativität gesteckt, um sie zu schmücken. Sobald es dunkel wurde, gingen in der Castle und Leith Street dann die ersten Sofas und Karton-Haufen mit einigen Litern Benzin in Brand. Die Polizei, Feuerwehr und Notärzte standen bereit, hielten sich aber glücklicherweise im Hintergrund und schritten nur ein, wenn ein Feuer etwas zu groß wurde.

Auch wenn es scheinbar ein paar Festnahmen und ernsthafte Verletzte gegeben hat, empfand ich es überraschend friedlich. Ich war mit ein paar Freunden gegen 11Uhr Abends durch die Castle Street gelaufen und es war wirklich beeindruckend. So ziemlich alle Studenten hatten sich in diesen beiden sehr breiten und langen Straßen versammelt und alle 50 bis 100 Meter waren Feuer. Wurde eines gelöscht, wurde wenig später ein weiteres angezündet. Aus fast allen Flats dröhnte laut Musik und viele sind auf die Dächer der Häuser geklettert, um eine bessere Aussicht auf das Spektakel zu haben.

Im Nachhinein beißen wir uns selbst ins Hinterteil, dass wir unsere Kameras aus Angst vor Ausschreitungen nicht mitgenommen hatten. Ich werde das aber heute Abend versuchen nachzuholen. Erste Bilder kann man bei den neuseeländischen Tageszeitungen sehen oder sich Videos auf YouTube ansehen.

Update und Fazit

In der Nacht von Samstag auf Sonntag hat es dann noch einmal richtig gekracht: etwa 60 Festnahmen und der Polizei war zwischenzeitlich das Pfeffersprey ausgegangen und musste in der Nacht erst noch aus der Umgebung nachbestellt werden. Es war das heftigste Undie 500 in der Geschichte, obwohl die Studenten im letzten Jahr Besserung versprochen hatten.

Die Mehrheit der Studenten bezeichnet die flaschenwerfenden “riot people” als wörtliche Idioten und findet die Ausschreitungen nicht mehr spaßig, macht aber auch die Polizei mit schuldig für die Ausschreitungen. Und als Außenstehender muss man nüchtern resümieren: Von deeskalierenden Maßnahmen und Verhalten hat die neuseeländische Polizei noch nicht viel gehört. Denn so lange die Polizei sich im Hintergrund passiv gehalten hat und die Studenten einfach hat machen lassen, war alles friedlich. Doch sobald die zwei, drei handvoll Polizisten in “riot gear” (also Schild, Schlagstock und Helm) auf die paar hundert Studenten losgegangen ist und sie vertreiben wollte, flogen Flaschen. Logisch?

Gut heißen kann man die Ausschreitungen am Rande des Undie 500 auf keinen Fall, doch sollten die Medien vorsichtig sein, wenn sie nur die Studenten dafür schuldig machen.

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