Kostenloses Wasser mit stolzem Akzent

Durch den Regen geht es zur Arbeit, wo Ansätze und Methoden diskutiert und nebenbei Daten gesichtet werden. Die Füchse kämpfen des nachts im Garten und man unterhält sich über kostenloses Trinkwasser und ist dabei stolz auf seinen englischen Akzent.

Das Wetter der vergangenen Woche hier in London war alles andere als dem August ähnlich: Regen, Wind, grau und kalt. Fühlte sich an wie November. Auch wenn eine Jacke etwas zu warm gewesen wäre, war es doch sehr ungemütlich feucht und ich habe mich abends auf dem Heimweg auf das kuschlige Bett gefreut.

Arbeitstechnisch hat es sich bei mir jetzt auf einen 8,5-bis-9-Stunden Arbeitstag eingependelt. Zwischen halb und viertel vor acht verlasse ich morgens das Haus, bin gegen halb neuen im Büro und verlasse es nicht vor fünf. Somit bin ich dann zwischen 18 und 19 Uhr daheim, telefoniere mit meiner Freundin, quatsche ein wenig mit meinen Mitbewohnern und beende den Tag.

Diese Woche im Institut bestand zum größten Teil aus Meetings und Besprechungen, die aber sehr produktiv waren und mich in meinem Projekt um einiges weiter gebracht haben. Ich versuchte zunächst ein Verfahren einer anderen Forschungsgruppe aus deren Paper nachzurechnen, doch habe ich das dann auf Grund von zahlreichen Unklarheiten und fehlenden Informationen aufgeben müssen. So habe ich angefangen, den Haufen Datensätze zu analysieren, der quasi die Grundlage des Projekts ist. Das R-Script ist noch nicht ganz fertig und ich muss einige Methoden auch noch einmal überdenken.

Kann man als Ausländer auf seinen Akzent in einer Fremdsprache stolz sein? Muss man den doch oft recht grausigen Akzent von Deutschen, die englisch sprechen, als eine Art Kulturgut betrachten? Als ich am gestrigen Abend mit Arbeitskollegen die Woche im Pub habe ausklingen lassen, haben wir uns über genau diese Fragen unterhalten. Susanna, eine Doktorandin aus Spanien, ist stolz auf ihren spanischen Akzent, wenn sie Englisch spricht. Sie meint, sie könne ihre Herkunft nicht leugnen und würde - so sehr sie sich auch bemüht - den mediterranen Akzent nicht ablegen können. Georgos, ein Doktorand aus Griechenland, hat ein halbes Jahr in den USA und nun schon fast drei Jahre in UK gelebt. Er spricht ein sehr gutes Englisch, doch auf den leichten Akzent ist auch er stolz und ist sich sicher, dass er den auch nicht mehr los wird, egal wie lange er noch in England lebt. Ich war immer bemüht ein Englisch zu sprechen, was möglichst frei von “dem deutschen” Akzent ist. Caroline, durch und durch eine Britin, glaubt, dass der erste Englischlehrer, den man hat, einem den Akzent mehr oder minder vorgibt. Das glaube ich nicht, da ich mir in Neuseeland einen leichten Kiwi-Akzent angewöhnt habe und - vorausgesetzt ich habe ich hauptsächlich etwas mit Britin zu tun - mir hier das British-English angewöhnen werde.

Hat jemand schon einmal versucht in einem deutschen Restaurant Leitungswasser als Getränk zu bestellen? Wenn es einem gebracht wurde, musste man dafür was zahlen? Die Briten halten es für lächerlich und abstrus, dass man in Deutschland in Restaurants für Wasser Geld zahlen muss - und meist nicht zu wenig. In Großbritannien ist es gar illegal, den Gästen auf Nachfrage kein “Tap Water” (also Leitungswasser) kostenlos zu servieren. Es steht zwar auf keiner Speise- oder Getränkekarte, aber auf Nachfrage muss es dem Gast kostenlos gegeben werden. Ich halte das für eine großartige Sache, die in Deutschland mal eingeführt werden sollte.

Die Waschmaschine ist nun auch soeben mit meiner Wäsche fertig geworden. Jetzt wird sie draußen in die Sonne gehängt und ich werde mich auf einen Streifzug durch London begeben. Ich habe keinen Plan wohin ich gehen oder fahren soll und lasse mich überraschen, wohin es mich verschlägt.

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