Keine Sorge, ich lebe noch

Es ist schon länger her, dass ich hier etwas von mir habe hören lassen, doch kann ich bestätigen: Ich lebe noch. Mein Projekt hat mich noch nicht aufgegessen und auch London mich nicht verschluckt. Grund für mein längeres Schweigen ist ganz einfach, dass ich nicht wirklich etwas interessantes zu berichten hatte.

Also, was gibt es dieses Mal zu erzählen. Ich hatte mich mit einer der deutschen PhD-Studenten getroffen und wir hatten das sagenhafte Wetter genutzt, um einen Blick auf London von Primrose Hill zu erlangen.

Auch gab es Anfang des Monats - mal wieder - einen 24-stündigen Streik der Tube. Ich war vorgewarnt und bin früher aufgestanden, so dass ich absolut problemlos und eine gute Stunde vor der eigentlichen Rush Hour zum Büro gefahren bin. Abends war es ebenfalls recht problemlos. Die Busse waren zwar voller als üblich, aber nichts außergewöhnliches und da ich mich am morgen dazu entschlossen hatte Abends den Heimweg zu joggen, ersparte ich mir das Gedränge in den Bussen.

Ja, lieber Leser, das ist absolut richtig: Ich jogge seit wenigen Wochen regelmäßig vom Büro heim. Dazu hatte ich mir einen “Jogging-Rucksack” (klein, leicht, gute Rückenbelüftung) gekauft in den meine Alltagsklamotten und Schuhe verstaut sind und der mich beim Laufen nicht beeinträchtigt.

Am gestrigen Samstag habe ich eine interessante Entdeckung beim Oxford-Street-Shoppen gemacht. Und ja, ich habe mich in diese von Touristen überlaufene und hoffnungslos überfüllte Shopping-High-Street begeben. Eigentlich war ich auf der Suche nach einem Trainingsanzug, so dass ich auch bei den kälter werdenden Temperaturen joggen gehen kann. Schlussendlich habe ich mich aber im HMV wiedergefunden, welches ein sehr großer CD- und DVD-Discounter ist. Auf drei Etagen und in zwei Filialen bekommt man aktuelle und weniger aktuelle, äußerst beliebte und eher unbekannte DVDs, BlueRays und Musik-CDs ab 3Pfund das Stück geboten. Glücklicher Weise konnte ich mich rechtzeitig mit drei DVDs (“21”, “9” und “Pride & Prejudice”) zur Kasse zwingen und bin 13Pfund ärmer aus dem Laden gekommen.

Allerdings war dies noch nicht das Highlight, denn ich kannte diesen Laden und war dort schon einige Male. Allerdings gibt es ein paar Straßen weiter einen Laden Namens “Fopp” (Shaftesbury Ave Ecke Earlham Street). Er gehört auch zur* HMV*-Kette, hat sich aber auf Musik-CDs und -LPs spezialisiert. Hier bekommt man aktuelle Alben und Charts-Titel für 5Pfund. Und nein, daran ist nichts illegal. Wenn ich es recht verstanden habe, handelt es sich um Re-Importe, wodurch der Preis deutlich unter dem “normalen” (überteuerten) liegt. Hier ließ ich 18Pfund.

Seit dem 12. Oktober habe ich eine neue Freizeitbeschäftigung, bei der ich ehrlich gesagt zugeben muss, dass es einen gewissen Suchtfaktor hat: Old Weather. Das ist ein sogenanntes Citizen Science oder Crowdsourcing Projekt. Nach einer schnellen und formlosen Anmeldung bekommt man gescannte Seiten aus Logbücher der Royal Navy Schiffe während des Ersten Weltkriegs zu sehen (das sieht dann in etwa so aus). Aufgabe ist es, die dort handschriftlich notierten Wetterdaten einzugeben (Datum und Schiffsposition inbegriffen). Diese Daten werden später dann dazu verwendet, um die vorhandenen Klimamodelle zu kalibrieren und deren Vorhersagekraft zu erhöhen. Das aus meiner Sicht aber viel interessantere sind die Notizen über die Vorkommnisse an Bord der Schiffe. Sei es, dass ein anderes Schiff angetroffen wurde oder ein Besatzungsmitglied sich beim Landgang unangemessen den Vorgesetzten gegenüber verhalten hat. Auch diese Informationen - sofern lesbar - werden digitalisiert und fließen dann in existierende Datenbanken über den Ersten Weltkrieg ein.

Soviel von mir. Ich gehe nun wieder an Bord der HMS Orotava im April des Jahres 1915, wo sie im Nordatlantik auf Patrouille war. Und dabei genieße ich die neu erworbene Musik.

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