Eine ereignisreiche Woche ist vorüber
So sitze ich hier nun. An dem Ort, an dem ich vor genau einer Woche meinen ersten Eintrag hier schrieb: Im Wohnzimmer meiner Wohngemeinschaft. Doch seit dem ist eine Menge passiert - überwiegend Gutes und Schönes, doch auch etwas wirklich ungeschicktes. Doch dazu nun mehr.
Am Donnerstag Abend war in einer wirklich schönen Bar, der South Bar, die Willkommensparty für die Internationals (so werden hier die internationalen Studenten genannt). Es war wirklich schön und gut. Es ist schon ein seltsames Gefühl am anderen Ende der Welt in einer Bar zu sein und sich dort auf Englisch, Schwedisch und Deutsch mit anderen Europäern zu unterhalten. Für mich hatte der Abend dann aber doch noch einen üblen Nachgeschmack hinterlassen, da irgendjemand - vermutlich aus Versehen - meine Jacke mitgenommen hat. Ich werde die nächsten Tage noch einmal abwarten und sehen, ob die Jacke irgendwo wieder auftaucht. Die Hoffnung stirb bekanntlich zuletzt.
Das war es dann aber auch schon mit weniger schönen Erlebnissen, denn zuvor am Mittwoch Vormittag fand die Willkommensveranstaltung für die neuen Internationals in einem großen Hörsaal statt. Begonnen hatte es mit einer Rede eines Maori auf Te Reo Maori (der Sprache der Maori). Das war wirklich sehr beeindruckend, denn wirklich niemand der rund 500 Internationals hatte ihn verstehen können. Und dennoch war es absolut still im Saal. Eine englische Version der Rede lieferte er aber sofort nach. Weiter ging es mit einer kleinen Aufführung einer Schulklasse mit Gesängen und Tänzen der Maori und ein paar Jungen haben einen Haka zum Besten gegeben. Gänsehaut! Wirklich bewegend war dann aber die Rede des Bürgermeisters von Dunedin, der traditionsbewusst in eine rote Robe gehüllt war. Er rief nach einander alle vertretenden Länder auf und die entsprechenden Studenten standen auf. Bei den meisten Ländern standen etwa fünf bis 20 Studenten, bei einigen gar nur ein oder zwei. Als jedoch die USA aufgerufen wurden, stand fast der halbe Saal. Es ist echt Wahnsinn, wie viele US-Amerikaner hier sind. Sie sind alle durch zwei oder drei Austauschprogramme hier her gekommen. Danach wurden wir auf einer kleinen “Messe” über die studentischen Aktivitäten hier am Campus und über den “culture shock” informiert, den erfahrungsgemäß jeden früher oder später trifft.
Am Freitag ging es dann für alle neuen Internationals mit dem Zug durch die Taieri Gorge. Der Taieri ist ein Fluß. Es war wirklich schön, denn zum ersten Mal hatte ich die Gelegenheit die Flora und Faune Neuseelands außerhalb Dunedins mit eigenen Augen zu sehen. Gegen Mittag hielt der Zug dann mitten im Nirgendwo an und es gab einen großen BBQ (zu Deutsch: es wurde gegrillt).
Es ist mir fast schon peinlich, doch durch das viele Herumlaufen und den steilen Straßen hier, habe ich mir eine Sehnenscheidentzündung an der linken Achillessehen geholt. Einige sind heute auf die Halbinsel oder zum Strand beim Blackhead rausgefahren, doch ich schone meinen Fuß heute etwas. Und zum Erkunden der Umgebung habe ich auch noch genügend Zeit.
Am Dienstag fangen dann endlich die Vorlesungen an. Ich bin wirklich gespannt, was für Kommilitonen ich haben werde, denn alle, die ich bislang kennen gelernt habe, studieren entweder Psychologie, Geologie oder Wirtschaft.
Im Allgemeinen habe ich mich hier aber schon sehr gut eingelebt. Und beim Schreiben dieses Artikels fallen mir oft zuerst die englischen Wörter ein. Nicht die deutschen.