Perfekte Sicht und rutschiger Abstieg
So könnte man den gestrigen, ersten Trip des OUTC, Otago University Tramping Club, auch kurz beschreiben.
Wir trafen uns um 10Uhr Vormittags am Campus und marschierten dann unter Führung einer ortskundigen Kiwi los. Ziel war das Besteigen eines der höchsten Berge, die an Dunedin angrenzen, dem Flagstaff mit 666 Meter Höhe.
Zunächst ging es ein wenig durch die Stadt, bis wir den Anfang des Leith Walk erreicht hatten. Dort ging es dann auch sogleich bergauf und die ersten zogen ihre Jacken aus. Für etwa 20 Minuten durchwanderten wir Regenwald, bis wir dann das Ross Creek Reservoir erreichten. Nach einer kleinen Pause ging es dann weiter und der Regenwald machte Platz für Tannengrün. Die 200-Höhemeter-Grenze hatten wir schon längst überschritten und näherten uns mit jedem Schritt weiter der 300 Höhenmeter.
So nach und nach trennte sich die Spreu vom Weizen und die Gruppe zog sich immer weiter in die Länge. Ein paar hatten Probleme mit ihren Füßen - oder besser gesagt mit den Blasen an den Füßen - doch ich konnte mich im oberen Mittelfeld halten. Als Untrainierter, der derartige Berge in keiner Weise gewöhnt ist, fand ich das schon recht gut.
Einige kleine Pausen weiter und nach insgesamt etwa zwei Stunden, erreichten wir etwa 600 Höhenmeter und der Pfad war gefroren und es lag Schnee und stellenweise Eis auf dem Pfad. Eine halbe Stunde später - der Pfad war hier oben nicht mehr so steil - befanden wir uns schließlich auf dem Gipfel des Flagstaff und es wehte uns ein heftiger und kalter Wind um die Nase. Doch die Aussicht belohnte uns für sämtliche Strapazen.
Nur wenige von uns hatten jemals eine derartige Aussicht genießen können, denn wann bekommt man schon einmal die Gelegenheit so weit zu schauen? Die Berge um Queenstown herum schienen so nah, doch waren sie fast 150km entfernt. Es war einfach überwältigend!
All zu lange verblieben wir auf dem Gipfel nicht, denn schlechtes Wetter zog auf und wir sputeten uns, wieder nach unten zu gelange. Ganz so einfach gestaltete sich dies jedoch nicht, denn der Ehrgeiz packte uns und wir versuchten den Abstieg über einen anderen, neueren Pfad. Sobald der Boden nicht mehr gefroren war, verwandelte sich der Pfad in eine sehr lehmige und rutschige Piste und einige hockten sich zwischenzeitlich eher unfreiwillig auf den Hosenboden. Wir alle hatten unseren Spaß.
Nach etwa zwei Stunden, wir hatten die größere Vegetation schon längst wieder erreicht und waren im “Dschungel” unterwegs, hörte der Weg auf einer Lichtung plötzlich auf. Wir suchten eine Zeit, wo er weitergehen könnte, fanden aber nichts. Also bahnten wir uns unseren Weg selbst durch das Unterholz. Über Stacheldrahtzäune kletterten wir hinweg und fanden weitere zwei Stunden später und voller Matsch schließlich auf eine Straße. Überraschenderweise nicht weit von dem Pfad entfernt, den wir eigentlich hätten kommen wollen.
Nicht viel weiter erreichten wir dann die ersten Häuser von Dunedin. Die Zivilisation hatte uns wieder ein. Und prompt fing es an zu regnen. Erschöpft aber zufrieden ging jeder dann nach Hause. An Parties nahm an dem Abend keiner von uns mehr teil.
Oben auf dem Berg und auf dem Weg hoch, wurden wir regelmäßig von Joggern überholt - einige kamen uns auch entgegen. Die Neuseeländer sind, das muss ich hier sagen, ein Volk von Joggern, denen es nichts ausmacht in T-Shirt und kurzer Hose (aber Wollmütze) bei eisigem Wind die Berge hinauf und herunter zu joggen. Dass in der Stadt jeden Tag zahllose Jogger ihre Runden um die Häuserblocks ziehen, daran habe ich mich schon gewöhnt, aber oben auf dem Berg hat es mich dann doch schon etwas überrascht.