Erste Arbeitswoche absolviert
Die erste Woche ist vorbei. Mir geht es gut, die Arbeit macht Spaß, die Kollegen sind super und die Wohnung ist o.k. Das ist - kurz zusammengefasst - meine erste Woche. Doch ich will auch etwas ausführlicher werden. Über meinen Ankunftstag und meinen ersten Arbeitstag hatte ich ja schon detailliert geschrieben. Über die anderen vergangenen Tage schreibe ich nun.
Am Montag Abend, nachdem ich hier geschrieben hatte, war ich noch zum Geldautomaten gegangen, um Bargeld von meinem DKB-Konto abzuheben. Ich versuchte es bei einem Automaten der Santander Bank - und kann es nicht weiterempfehlen. Zunächst reklamierte der Automat, meine PIN sei falsch. Nach wiederholter Eingabe und gefühlten fünf Minuten wünsche er mir auf Deutsch einen schönen Tag und gab mir meine Karte zurück - aber kein Geld. Ich hatte noch knapp drei Pfund in der Tasche, eine scheinbar nicht funktionierende Bankkarte und es war spät. Ich war bedient und ging wieder heim.
Der Dienstag, mein zweiter Arbeitstag, hatte für meine Verhältnisse recht spät angefangen, da ich zusammen mit Jasmin ins Institut gefahren bin und sie nicht vor 8:15 den Bus nimmt. Hinzu kam, dass es am Dienstag Morgen besonders busy war, so dass ich erst nach halb zehn im Büro war. Immerhin war ich zuvor an einem Automaten der NatWest mit meiner DKB-Karte erfolgreich. Auch wenn es im Nachhinein einen leicht faden Beigeschmack hatte (Wie ich später auf dem Kontoauszug sehen konnte, wurden mir 10€ Gebühr berechnet. Das Problem konnte ich aber mit der DKB-Hotline klären: Ich darf nicht die Giro-Karte nutzen, sondern muss mit der Kreditkarte abheben. Das ist dann gebührenfrei.), so hatte ich wieder Bargeld und konnte mir ein kleines Frühstück im Supermarkt kaufen. Der Tag im Büro war gemäßigter als der Montag und ich brauchte nicht den ganzen Tag durch das Gebäude rennen um irgendwelche Formulare auszufüllen. Almut, meine Supervisorin, hatte mir am Montag schon einige Paper gegeben, mit denen ich angefangen hatte, sie zu lesen. Nachdem ich auf dem Heimweg noch in einem Oyster-Shop meine Oyster-Card registrieren und ein Monats-Busticket habe draufladen lassen (Oyster ist das Bezahlsystem für den Londoner Nahverkehr und mit dem Monatsticket für 63 Pfund kann ich nun alle Busse in ganz London so viel nutzen, wie ich möchte), verbrachte ich den Abend in meinem Zimmer und quatschte mit meiner Mitbewohnerin Katja über dies und das.
Eine besondere Erfahrung machte ich am Mittwoch Nachmittag: Group Meeting von Almuts Lab. Das sah wie folgt aus. Sechs Mikrobiologinnen und ich sitzen in einem kleinen Raum mit Leinwand. Auf dem Tisch liegt eine gute Auswahl an diversen Süßigkeiten. Vor jedem steht eine Tasse Tee bzw. Kaffee. Notizblock und Stift sind auch greifbar. Eine der Biologinnen präsentiert die Ergebnisse ihrer Experimente und diese werden eifrig diskutiert. So viel ich verstanden habe ging es um Hypoxia und den Glykolyse-Stoffwechsel. Hätten sie chinesisch statt englisch gesprochen, hätte ich wohl kaum viel weniger verstanden. Nach zwei Stunden war es beendet und über meinem Kopf stand ein ganz großes sprichwörtliches Fragezeichen. Ich ging noch einmal kurz in mein Büro zurück - Tammy und Melda, meine Bürokolleginnen, waren leicht schockiert von meinem Blick. Dann machte ich mich auf den Heimweg und ging bei Joan, meiner Vermieterin, vorbei. Wir machten den Mietvertrag auf Papier richtig fest und ich zahlte die erste Monatsmiete von 320 Pfund.
Ich befürchte, ich entwickle mich zu einem wahren Frühaufsteher, denn am Donnerstag war ich schon um 8:30 im Büro und absolut ausgeschlafen! Wahnsinn! Tammy und ich haben erstaunlicherweise flott die für mein Projekt nötige Software installiert bekommen und sie scheint zu laufen. Super! Also konnte ich schon anfangen, die ersten Matlab-Scripte zu schreiben und ein paar Testläufe zu starten. Die restliche Zeit verbrachte ich mit Paper lesen.
Ein Highlight war noch der Donnerstag Abend. Ich quatschte mal wieder mit Katja in der Küche und sie erzählte mir etwas über die Geschichte der WG und die Probleme, die sie so mit dem Haus hat. Die Küchendecke wurde wohl erst vor 2 Wochen neu gemacht, da Wasser von dem darüberliegenden Badezimmer herabtropfte. Dabei warf ich einen Blick auf die oberen Küchenschränke und machte DIE Entdeckung: Ein alter Laptop! Und zwar ein richtig alter. Ein original IBM ThinkPad 720. Leicht fettig von den Küchendämpfen und auch weiße Deckenfarbe hat das gute Stück abbekommen. Doch macht er einen guten Eindruck. Ich muss noch ein passendes Stromkabel auftreiben, dann sollte die Kiste wieder laufen. Kurze Eckdaten: Diskettenlaufwerk, ein 4MB Abreitsspeicher-Modul, 160MB Festplatte.
Das Highlight der Woche war der Freitag Abend. Nach der Arbeit, also gegen 17:30, ging es zunächst mit meiner verbliebenen Kollegin Tammy (Melda war schon in einen Kurzurlaub aufgebrochen) in den Stamm-Pub der CRUK-ler: Das ist der George IV etwa 150m vom Institutseingang entfernt. Hier hatten wir zwei Drinks und unterhielten uns etwas über das Projekt und über die Geschichte, die mich hierher nach London geführt hatte. Um kurz nach sieben trennten sich dann unsere Wege und ich stieg - von einem Sub gestärkt - in die 38 nach Islington Angel. Dort traf ich mich mit Jasmin und zwei Jungs aus Griechenland, die ebenfalls im CRUK arbeiten. Wir hatten einen schnellen, kurzen Drink in einem Pub und gingen dann ins Kino. Der neu angelaufene Film “Salt” mit Angelina Jolie stand auf dem Programm. Ich muss wirklich sagen, dass es ein guter Film ist. Viel Aktion mit einigen guten Schießereiszenen, ein paar gute Sprüche, zahlreiche unerwartete Wendungen und ein eher unerwartetes offenes Ende. Das ganze für 8 Pfund ist “good value”.
Jetzt ist Samstag Nachmittag. Der Himmel ist grau, es ist warm und gelegentlich kommen ein paar feine Tropfen gefallen. Leider nicht unbedingt ein Wetter, bei dem ich die Umgebung erkunden und Fotos machen kann. Schade. Mein kleinen Einkauf beim Tesco-Supermarkt habe ich schon hinter mir, doch werde ich gleich noch einmal los, um noch weitere Besorgungen zu machen. So benötige ich noch ein paar Handtücher und Haushaltsutensilien. Irgendwie meint mein Bauch auch, dass er Nahrung haben will.